Womöglich hast Du auch schon von drohenden Stromausfällen in Deutschland 2022 gehört – oder gar von einem „Blackout“ – und fragst Dich jetzt: Ist das realistisch oder nur Panikmache? Und wenn ein Blackout möglich ist, wie bereitet man sich darauf vor? Das klären wir in diesem Artikel.
Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen in Deutschland: Die Stresstests
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter Robert Habeck (Grüne) ist für die Versorgungssicherheit des Landes zuständig. Um herauszufinden, ob Deutschland im Winter 2022/2023 Stromausfälle drohen könnten, hat das Ministerium zwei sogenannte Sonderanalysen – oder Stresstests – bei den Übertragungsnetzbetreibern in Auftrag gegeben. Die Unternehmen 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW betreiben die großen Stromtrassen hierzulande.
Der erste Stresstest von März bis Mai 2022 umfasste zwei Szenarien und rechnete die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine nur schwach ein. Der zweite Stresstest von Juli bis September behebt diesen Nachteil und umfasst drei kritischere Szenarien.
Insgesamt fünf Szenarien haben die Netzbetreiber somit durchgerechnet:
- Basisszenario der gesetzlich vorgeschriebenen Bedarfsanalyse
- erster Stresstest (russischer Krieg nur schwach eingerechnet)
- kritisches Szenario (+)
- sehr kritisches Szenario (++)
- Extremszenario (+++)
In den Szenarien werden verschiedene Annahmen getroffen, was bis in den Winter hinein alles passieren könnte – zum Beispiel über die Versorgung von Gaskraftwerken, Pegelstände von Flüssen, über den Einsatz von Heizlüftern in Haushalten oder wie viele französische Atomkraftwerke instandgesetzt werden können.
Ergebnis des zweiten Stresstests: Stromausfall ist theoretisch möglich
Wesentliches Ergebnis der Studie der Übertragungsnetzbetreiber (S. 61): „In allen drei betrachteten Szenarien zeigt sich die Versorgungssituation im kommenden Winterhalbjahr äußerst angespannt – in Europa kann im Strommarkt die Last nicht vollständig gedeckt werden. In den beiden kritischeren Szenarien (++, +++) treten in einigen Stunden Lastunterdeckungen auch in Deutschland auf.“
Lastunterdeckungen bedeuten, dass Stromausfälle im Winter nicht ausgeschlossen werden können. Wohlgemerkt: Dazu müssen erstmal all die kritischen Annahmen eintreten, die in den Szenarien getroffen wurden.
Tennet-Manager: „Es wird keinen Blackout geben“
Im unwahrscheinlichen Fall, dass die kritischen Annahmen eintreten und es zu Lastunterdeckungen kommt, können die Netzbetreiber immer noch gegensteuern: Sie können beispielsweise Reservekraftwerke hochfahren, Stromexporte einschränken oder Großverbrauchern aus der Industrie kurzzeitig Energie streichen.
Laut dem Branchendienst Energate schließt der größte Übertragungsnetzbetreiber Tennet einen Blackout aus. „Die Antwort auf die Frage, wird es einen Blackout geben, lautet eindeutig nein“, sagte Tennet-Manager Jochen Jung laut Energate im November vor Journalisten. Die vier Übertragungsnetzbetreiber hätten gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium die in der Sonderanalyse vorgeschlagenen Gegenmaßnahmen bereits größtenteils umgesetzt.
Hierzu zählt Jung laut dem Branchendienst die Rückkehr der Kohlekraftwerke, die Weiterversorgung der Gaskraftwerke bei einer Gasmangellage und neue Vereinbarungen mit Industrieunternehmen. Außerdem sei das Energiewirtschaftsgesetz so angepasst worden, dass die Stromleitungen bei niedrigen Temperaturen im Winter mehr Elektrizität transportieren dürften.
Wie lange könnten Stromausfälle dauern?
Ein großflächiger Blackout über mehrere Tage – wie im Februar im US-Bundesstaat Texas geschehen –, ist in Deutschland also kaum zu erwarten. Hinzu kommt: Texas‘ Stromnetz ist in sich geschlossen und nicht an andere Stromnetze angeschlossen. Die europäischen Stromnetze sind hingegen zusammengeschlossen: Hat ein Land zu wenig Strom, hilft ein anderes aus. Es müssen also gleichzeitig viele Probleme in Europa auftreten, bis es zu einem Ausfall kommt – und dieser würde höchstwahrscheinlich nicht so lange anhalten.
„Im sehr kritischen Szenario (++) und dem Extremszenario (+++) treten solche Situationen für sehr kurze Zeiträume, das heißt einige wenige Stunden im Jahr, auch in Deutschland auf“, heißt es vom Bundeswirtschaftsministerium.
„Großflächige langanhaltende Stromausfälle – sogenannte Blackouts – hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Diese bleiben auch weiterhin sehr unwahrscheinlich“, so eine aktuelle Stellungnahme der Bundesregierung.
Möglich ist auch, dass der Strom nicht plötzlich weg ist, sondern zu bestimmten Zeiten bewusst abgeschaltet wird, um einer Netzüberlastung vorzubeugen. In dem Fall würdest Du im Voraus wissen, auf welchen Zeitraum ohne Strom Du Dich einstellen musst.
So bereitest Du Dich auf einen Stromausfall vor
Ein großflächiger tagelanger Blackout ist in Deutschland wie gesagt kaum denkbar. Kürzere Stromausfälle sind aber möglich. Daher ist es legitim, sich darauf vorzubereiten – ohne in Panik zu geraten.
Viele elektronische Geräte, wie Handy oder Laptop, laufen mit ihrem Akku noch eine Weile weiter, auch wenn kein Strom aus der Steckdose kommt. Problematisch ist, dass Dein WLAN-Router bei einem Stromausfall den Dienst einstellt. Somit kommst Du nicht mehr ins Internet und kannst auch nicht mehr von zu Hause arbeiten.
Abhilfe schafft ein Handyvertrag mit genug Datenvolumen. Einen solchen Tarif findest Du zum Beispiel mit Vergleichsrechnern wie Tariffuxx. Du kannst nicht nur direkt auf dem Handy im Internet surfen. Wenn Du einen „persönlichen Hotspot“ in den Einstellungen des Smartphones einrichtest, kannst Du auch Dein Notebook über das Handy ins Netz bringen.
Anzeige: Handytarif mit hohem Datenvolumen über Tariffuxx finden
Um Geräte ohne Akku weiterzubetreiben, kann es sich lohnen, eine aufgeladene Powerbank (für kleinere Geräte) oder eine Powerstation im Haus zu haben. Dabei handelt es sich um tragbare Akkus mit USB-Anschlüssen oder – im Fall von Powerstations – auch mit normalen Haushalts-Steckdosen. Powerstations können auch größere Geräte wie den Kühlschrank mit Strom versorgen.
Zwar kann auch das Handy Licht machen, aber eine gute alte Taschenlampe sollte in keinem Haushalt fehlen.
Warum ist ein Blackout in Deutschland 2022 überhaupt ein Thema?
Stromausfälle sind erstmal nichts Ungewöhnliches – auch in Deutschland, das über wesentlich bessere Stromnetze als beispielsweise die USA verfügt. Laut Bundesnetzagentur gab es 2020 bundesweit über 160.000 Stromausfälle. Jeweils aber nur für kurze Zeit.
Jeder Bürger hatte im Durchschnitt 11 Minuten im ganzen Jahr 2020 keinen Strom. Von 2010 bis 2020 hatten die Deutschen durchschnittlich 14 Minuten pro Jahr Stromausfall. Doch dieses Jahr ist etwas anders, weshalb viele Menschen vor einem Blackout im Winter Angst haben.
Der russische Krieg, die Dürre im Sommer und weitere Faktoren haben bewirkt, dass die Stromproduktion schwieriger geworden ist. Die wichtigsten Faktoren haben wir für Dich zusammengefasst.
Diese Umstände tragen zur Sorge über einen Blackout im Winter 2022 bei
Kein russisches Gas mehr. Russland hat unter einem Vorwand die Gas-Lieferverträge gebrochen und Deutschland im August den Gashahn fast vollständig zugedreht. Deutschland ließ sich davon allerdings nicht erpressen und stellte sich weiterhin gegen den russischen Angriffskrieg. Daraufhin verübte mutmaßlich Russland Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines – was zu Verunsicherung an den Märkten in Europa und weiter steigenden Gaspreisen führte.
Das Problem am fehlenden russischen Gas ist, dass es sowohl zum Heizen im Winter als auch zur Stromerzeugung benötigt wird. Der Strom aus Gaskraftwerken ist wichtig, um Schwankungen der übrigen Stromproduktion, vor allem der erneuerbaren Energien, auszugleichen und die sogenannte Grundlast zu bedienen.
Immerhin sind die Gasspeicher in Deutschland gut gefüllt. Denn russisches Gas konnte bereits zu einem Teil durch Gas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien ersetzt werden. Das reicht aber noch nicht. Weitere Alternativen wie Flüssiggas aus den USA und Katar können erst nächstes Jahr zum Tragen kommen – zu spät für diesen Winter.
Niedrige Pegelstände der Flüsse. Durch die Dürre in diesem Sommer ist weniger Wasser in den Flüssen. Dies erschwert den Transport von Kohle mit Schiffen. Kohlekraftwerke werden wieder hochgefahren, weil ihr Beitrag zur Stromproduktion wieder benötigt wird.
Wartung französischer Atomkraftwerke. Rund die Hälfte der französischen Kernkraftwerke sind derzeit nicht am Netz, weil sie gewartet werden müssen. Da Europa sich gegenseitig mit Strom aushilft, betrifft dies auch Deutschland.
Deutscher Atomausstieg. Die drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke sollten eigentlich zum Ende des Jahres abgeschaltet werde. Die Regierungspartei FDP und die Opposition forderten, die Meiler längerfristig am Netz zu lassen. Wirtschaftsminister Habeck wollte die zwei südlichen Kernkraftwerke als Reserve bis April 2023 behalten. Nach einem Machtwort von Kanzler Scholz (SPD) im Oktober steht fest: Alle drei verbliebenen deutschen AKWs bleiben bis April nächsten Jahres am Netz – aber auch nicht länger.
Höherer Stromverbrauch durch Heizgeräte. Die enorm gestiegenen Gaspreise haben einige Deutsche dazu veranlasst, sich mit Heizlüftern und anderen strombetriebenen Heizungen einzudecken. Vor allem, wenn zahlreiche dieser Geräte gleichzeitig eingeschaltet würden, wäre das eine gewisse Gefahr für die Stromnetze.
Sorgenkind Bayern. Der Süden Deutschlands, vor allem Bayern, hat die erneuerbaren Energien unzureichend ausgebaut (auch wenn bisweilen das Gegenteil behauptet wurde). Während das größte Flächenland etwa bei der Solarenergie recht gut dasteht, ist Bayern bezogen auf seine Fläche und sein Potenzial bei der Windenergie klares Schlusslicht in Deutschland. Besonders im Winter kann das zum Problem werden, weil dann weniger Sonnenenergie zur Verfügung steht und Windenergie umso wichtiger wird.
Anders ist dies im Norden Deutschlands, der massiv in den Windkraftausbau investiert und insgesamt deutlich weniger Probleme mit der Stromproduktion hat. Der Norden muss dem Süden daher mit Strom aushelfen.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Süden auch Stromtrassen zum Transport des Stroms aus dem Norden nicht stark genug ausgebaut hat. Nicht zuletzt benötigen die Industriezentren im Süden viel Elektrizität.
Anschläge auf unsere Infrastruktur. Seit der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines im September hat sich eine weitere mögliche Gefahr für unsere Energieversorgung schmerzlich in Erinnerung gerufen: Anschläge auf Pipelines und andere kritische Infrastruktur. Nachdem sich Deutschland und andere Länder nicht durch ausbleibende Gaslieferungen aus Russland haben erpressen lassen, könnte Russland (weitere) europäische Infrastruktur sabotieren.
Was tut Deutschland gegen einen möglichen Blackout?
Deutschland versucht mit einer Reihe von Maßnahmen, die Energieversorgung zu sichern und damit auch einen Blackout zu verhindern. Nach Angaben der Bundesregierung wird Folgendes getan:
- Für die ausbleibenden russischen Gaslieferungen sucht die Bundesregierung Alternativen – und findet sie zunehmend. Dazu gehört auch der Bau neuer Flüssiggas-Terminals (LNG-Terminals). Die Gasspeicher in Deutschland sind gut gefüllt.
- Kohlekraftwerke tragen vorübergehend wieder zur Stromerzeugung bei.
- Güterzüge, die Erdöl und Kohle transportieren, bekommen derzeit Vorrang im Schienennetz, um den Transport dieser Energieträger zu beschleunigen.
- Die süddeutschen Atomkraftwerke sollen bis Ende März 2023 weiterlaufen. Eine Entscheidung dazu steht aber noch aus.
- Die Bundesregierung rettet kritische Energieversorgungsunternehmen wie Uniper.
- Die erneuerbaren Energien sollen weiterhin und verstärkt ausgebaut werden.
- Es soll verstärkte Maßnahmen und Empfehlungen zum Energiesparen und für bessere Energieeffizienz geben.
In der Regel kein Notstrom durch PV-Anlage oder Balkonkraftwerk
Falls Du eine eigene Solaranlage besitzt, bringt diese im Fall eines Blackouts übrigens wahrscheinlich keinen Vorteil. Eine Solaranlage auf dem Dach oder ein Balkonkraftwerk können einen Ausfall des öffentlichen Stromnetzes in der Regel nicht überbrücken. Fällt der Strom aus dem Netz aus, registriert das der Wechselrichter und schaltet auch die Photovoltaik (PV) aus. Das ist aus Sicherheitsgründen notwendig.
Ausnahmen kann es geben, wenn Du zusätzlich zu den Solarmodulen auf dem Dach einen Batteriespeicher im Haus hast oder Dein Balkonkraftwerk als sogenannte Insellösung mit Akku betreibst. In dem Fall kannst Du die Batterie oftmals als Notstrom für einzelne Geräte nutzen (in der Regel nicht für das ganze Haus).
Das ganze Haus bei einem Stromausfall mit der eigenen Solaranlage zu versorgen, ist technisch möglich, aber aufwendig. Man spricht dann von einer „Ersatzversorgung“.
Author: Brandi Alexander
Last Updated: 1703927162
Views: 1446
Rating: 3.7 / 5 (119 voted)
Reviews: 90% of readers found this page helpful
Name: Brandi Alexander
Birthday: 1943-01-28
Address: 2220 Rivera Causeway Suite 727, Carterberg, SC 72776
Phone: +3618497614003717
Job: Environmental Scientist
Hobby: Skateboarding, Snowboarding, Scuba Diving, Sculpting, Badminton, Painting, Golf
Introduction: My name is Brandi Alexander, I am a rich, radiant, variegated, Colorful, forthright, resolute, talented person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.